>

Geheimtipp für deutsch-französische Jugendbegegnungen

Sprach- und Begegnungsprogramme gibt es für Schüler in Bayern viele. Die Fachgruppe Moderne Sprachen hat eine empfehlenswerte Alternative bzw. Ergänzung, die bisher nur wenige bayerische Lehrkräfte kennen: ein nicht-kommerzielles Begegnungsprogramm der Gesellschaft für übernationale Zusammenarbeit (GÜZ) und des Bureau International de Liaison et de Documentation (BILD) – mehr als nur eine Sprachreise.

Ob an einem der drei Begegnungsorte in Frankreich oder an einem der vier Begegnungsorte in Deutschland – das Konzept der binationalen Jugendbegegnungen der deutsch-französischen Vereinigung von Gesellschaft für übernationale Zusammenarbeit (GÜZ) und dem Bureau International de Liaison et de Documentation (BILD) gestaltet sich wie folgt: Zwischen neun- und 18-jährige Deutsche und Franzosen verbringen als binationale Gruppe mit 20 bis 45 Teilnehmern (im Idealfall zur Hälfte Franzosen und zur Hälfte Deutsche) eine zwei- bis dreiwöchige Begegnung, bei der Spracharbeit und Freizeitaktivitäten kombiniert sind. Die lebendige und auf die Lebenswelten der Jugendlichen ausgerichtete Spracharbeit findet am Vormittag statt und umfasst drei Zeitstunden jeweils an fünf Tagen in der Woche. Die spezielle Sprachlehrmethode wurde eigens für die Begegnungen entwickelt und nutzt die Tatsache, dass für beide Sprachen Muttersprachler zugegen sind, was im schulischen Fremdsprachenunterricht selten der Fall ist. Dabei fördern die Gruppenleiter und -leiterinnen eine intensive Kommunikation und garantieren eine anspruchsvolle, lebhafte und kreative Spracharbeit.

Ziel der Freizeitaktivitäten am Nachmittag und am Abend ist es, das erlernte Sprachwissen im Umgang miteinander anzuwenden und dabei mit Gleichaltrigen Spaß zu haben. Sportliche und kreative Aktivitäten stehen genauso auf dem Programm wie Ausflüge, Besichtigungen und die Teilnahme an lokalen Veranstaltungen. Alle Begegnungsorte ermöglichen den Jugendlichen, unbekannte Regionen und einzigartige Landschaften zu erkunden. Neben dem bereits erwähnten Breisach am Rhein finden Begegnungsprogramme in Berchtesgaden, in Langholz an der Ostsee, in Wasserburg am Bodensee, in der bretonischen Küstenstadt Camaret-sur-Mer, in Ciboure an der Atlantikküste im Baskenland sowie in Montignac, dem Städtchen der Lascaux-Höhlen in der Dordogne, statt.

Begleitet werden die Jugendlichen für die gesamte Reisedauer durch eigens dafür ausgebildete, zweisprachige Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter (Animateure) zwischen 20 und 28 Jahren. In ihren binational zusammengesetzten Dreier- bis Fünferteams sind sie rundum für ihre Jugendlichen da. Die Förderung der Kommunikation, deutsch-französischer Gruppenerlebnisse und des gegenseitigen Respekts sind Kernelemente ihrer vielfältigen Aufgaben. In spezifischen Aus- und Fortbildungen zu Themen der interkulturellen Pädagogik werden die Animateure auf ihre Tätigkeit zielgerichtet vorbereitet.

Die Verbindung von Spracharbeit, Freizeitprogramm und deutsch-französischem Gruppenleben lässt Sprachhemmungen fallen, fördert eine interkulturelle Öffnung und lässt grenzüberschreitende Freundschaften entstehen. Die Teilnehmenden lernen die Kultur und Mentalität des anderen Landes kennen. So manche Träne am Tag der Abreise lässt erkennen, dass sie alle zusammen ein kleines Stück übernationale Zusammenarbeit und Freundschaft, ein kleines Stück Europa nicht nur theoretisch erörtert und diskutiert, sondern vor allem gemeinsam gestaltet, praktiziert, er- und gelebt haben.

Die beiden Schwesterorganisationen Gesellschaft für übernationale Zusammenarbeit e.V. (GÜZ) in Wasserburg/Bodensee und das Bureau International de Liaison et de Documentation (BILD) in Paris wurden wenige Monate nach Kriegsende, im August 1945, in Offenburg gegründet. Bis heute widmen sie sich der deutsch-französischen Verständigung und werden vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) unterstützt. GÜZ-BILD ist eine nicht-kommerzielle Organisation, der es um länderübergreifendes Verstehen und gegenseitiges Verständnis geht: konkrete Friedensarbeit im besten europäischen Sinn.

Dahinter steht auch Bernd Saur, Ehrenvorsitzender des Philologenverbandes Baden-Württemberg, ehemaliger Französischlehrer am Albert-Einstein-Gymnasium Ulm und selbst ehemals Animateur des Programms. Über ihn ist der Fachgruppenvorsitzende Moderne Sprachen im bpv auf das Programm aufmerksam geworden, das in Bayern nur wenigen Kolleginnen und Kollegen bekannt ist. Als wirklich empfehlenswerte Alternative und Ergänzung zu den bei uns verbreiteten Programmen, Austausch- und Begegnungsmaßnahmen sollte es durchaus in Betracht gezogen werden.

Weiterführende Infos: 

  • GÜZ-BILD ist eine nicht-kommerzielle Organisation, der es um länderübergreifendes Verstehen und gegenseitiges Verständnis geht. Mehr zu den Organisationen unter https://www.guez-dokumente.org und http://www.bild-documents.org 
  • Das aktuelle Jahresprogramm Deutsch-Französische Jugendbegegnungen wird gerne auf Anfrage an kontakt@guez-dokumente.org als Printexemplar zugesandt oder ist unter www.guez-dokumente.org/downloads abrufbar
  • Bei Interesse an komparativen deutsch-französischen Themen besuchen Sie auch die Online-Zeitschrift www.dokdoc.eu, die ohne Paywall über Wichtiges und Interessantes in beiden Ländern berichtet

Wolfgang Judenmann

Jetzt Mitglied werden!

Mit dem bpv sind Sie immer einen Schritt voraus: bevorzugt informiert, umfassend versichert, gut beraten. Sichern Sie sich mit einer bpv-Mitgliedschaft viele Vorteile und Leistungen – im Studium, Referendariat und Berufsleben!

Jetzt beitreten!