So stieg der Anteil der befragten Lehrkräfte, die die coronabedingten Lernrückstände ihrer Klassen auf sehr hoch oder hoch einschätzen, zwischen Januar und November 2022 von 15 auf 19 Prozent bzw. 58 auf 65 Prozent. Auch der Zeitaufwand der Lehrerinnen und Lehrer für die individuelle Betreuung von Schülern in den Klassen 5 und 6 wurde bei der Befragung im November höher bewertet als noch im Januar. „Was unsere Umfrage schon im November ergab, wird nun bestätigt: Corona ist für die Schulen noch lange nicht vorbei! Das Thema braucht weiterhin Aufmerksamkeit und Unterstützung“, betont bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den die internationale Analyse außer Acht lässt, sind psychosoziale Schwierigkeiten bei Schülerinnen und Schüler. Hier ergab die bpv-Umfrage vom November, dass rund ein Drittel der teilnehmenden Lehrkräfte eine Verschlechterung der Situation wahrnahm, dagegen nur 16 Prozent eine Verbesserung. 61 Prozent der Befragten hielt eine psychosoziale Unterstützung aufgrund der Beeinträchtigungen durch Corona bei ein bis drei Schülern pro Klasse für notwendig, ein Viertel sieht diesen zusätzlichen Unterstützungsbedarf sogar bei vier bis sechs Schülern pro Klasse. „Die Zahlen zeigen, dass Schulschließungen und Distanzunterricht auch das bayerische Bildungswesen hart getroffen haben. Denn Bildungsprozesse und Lernerfolg gründen auf Begegnungen, Beziehungen und einem persönlichen Austausch“, erklärt der bpv-Vorsitzende. Es sei wichtig, dass Förderprogramme, zusätzliche Lernangebote und nachhaltige Konzepte langfristig angelegt werden und der Ausbau von professionellen, psychosozialen Unterstützungssystemen vorangetrieben werde. „Um Lernrückstände abzubauen und psychosozialen Schwierigkeiten zu begegnen, braucht es zusätzliches Personal, Zeit und Geduld. Die Politik ist gefordert, entsprechende Maßnahmen fortzuführen und auszubauen, sodass wir die Herausforderungen bewältigen können“, so Schwägerl.