Wie jedes Jahr im Frühjahr steht für die Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen der Übertritt auf die weiterführende Schule an. Und fast zeitgleich flammt die häufig emotional geführte Diskussion um die verbindliche Grundschulempfehlung in Bayern wieder auf. Eine Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung hat den Einfluss der Grundschulempfehlung untersucht. Dabei zeigt sich: In Ländern mit verbindlicher Empfehlung verbessern sich die gemessenen schulischen Kompetenzen in der vierten Klasse.
Die Studie legt nahe, dass Schülerinnen und Schüler bei verbindlichen Empfehlungen mehr Zeit in das selbstständige Lernen nach der Schule investieren. Was in diesem Zusammenhang überrascht: Für die Lernenden selbst – ohne Druck der Eltern – scheint der Übertritt eine Motivation zu sein, sich zusätzlich anzustrengen. Das verbessert auch insgesamt die schulischen Kompetenzen am Ende der Grundschule in Bereichen wie Mathematik, Lesen und Orthografie. bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl sieht diese Lernmotivation zunächst positiv: “Spricht man mit Lehrkräften, bemängeln diese nicht selten Defizite in der Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft. Das Übertrittsverfahren in Bayern scheint diesem Trend entgegenzuwirken und das Lernverhalten der Schülerinnen und Schüler positiv zu beeinflussen. Auf ein Ziel hinzuarbeiten ist eine wichtige Erfahrung, Selbstwirksamkeit zu erfahren.”
Die Studie thematisiert aber auch den zusätzlichen Leistungsdruck, den sich die Lernenden in Hinblick auf den Übertritt machen. Schwägerl sieht an dieser Stelle die intensive Betreuung durch Lehrkräfte und Eltern als essenziell: “Ohne Anstrengung geht es nicht. Doch die Kinder müssen auf dem Weg des Übertritts engmaschig begleitet werden. Sie lernen dabei auch, mit Stresssituationen umzugehen und diese zu bewältigen. Zusätzlicher Druck, der durch eine zwar gut gemeinte, aber nicht passgenaue Erwartungshaltung im Elternhaus entsteht, ist dabei aber unbedingt zu vermeiden.” Die vertrauensvolle Kommunikation zwischen Lehrkräften und Eltern im Sinne des Kindes könne dabei nicht hoch genug angesehen werden.
Die im Text genannte und indirekt zitierte Studie ist dem ZEW policy brief (März 2021) der folgenden Untersuchung entnommen: Bach, Maximilian und Mira Fischer (2020): Understanding the Response to High-Stakes Incentives in Primary Education, ZEW Discussion Paper No. 20-066, Mannheim.